Home | Über uns | Impressum | Datenschutz
 

Bild-Beispiele

08.Januar 2003: Infektionskrankheiten
Erythema infectiosum - Ringelröteln - fünfte Krankheit
Druckbare Version  Artikel drucken

Ringelrötelnbild Ringelröteln sind eine meist harmlos verlaufende Erkrankung im Kindesalter. Manchmal sind sie gar nicht so einfach zu erkennen. Wir Kinderärzte tun uns da leichter, weil immer wieder kleine Epidemien im Kindergarten oder auch in der Schule auftreten. Unsere Kollegen aus der Erwachsenenmedizin tun sich da manchmal recht schwer.
  Das erste sofort ins Auge fallende Symptom sind die roten Backen, die fast schmetterlingsförmig aussehen. Hier wird nicht selten die Fehldiagnose einer Sonnenallergie o.ä. gestellt. Wenn man die Kinder dann genauer untersucht , fallen dann doch die roten "Exanthem" (=Ausschlag) -Stellen auf, die insbesondere an den Streckseiten der Arme und der Oberschenkel sich finden. Hier zeigt sich der Ausschlag ring- und netzartig verändert, ist wenig erhaben, eher flächig angeordnet. Dieser Ausschlag kann sich nicht selten auf den ganzen Rumpf ausbreiten , auf die Beugeseiten der Gliedmaßen, so dass an der Diagnose Virusexanthem dann kein Zweifel mehr besteht. In der Regel sind die Kinder ganz gesund, haben allenfalls leichte Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit , Lichtscheu und manchmal Juckreiz. Der Ausschlag hält etwa 8 Tage an, kann in seltenen Fällen auch ein zweites Mal erscheinen. Nur ganz selten gibt es insbesondere bei Mädchen Gelenkbeschwerden, die zur Unbeweglichkeit und dann zur stationären Krankenhausaufnahme zwingen. Dies gilt besonders - wie immer - natürlich auch für die Erwachsenen. Hier ist die Diagnosefindung besonders erschwert, wenn keine unmittelbare Ringelrötelninfektion in der Umgebung oder in der Familie bekannt ist.

Die Ringelröteln (= erythema infectiosum acutum)
werden durch ein kleines Virus (Parvovirus B 19) hervorgerufen, welches nach einer Inkubationszeit von etwa 2-3 Wochen oben beschriebenes Krankheitsbild verursacht. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, die Erkrankung hinterlässt eine langdauernde, wahrscheinlich sogar lebenslängliche Immunität. Der Durchseuchungsgrad ist relativ gering, bei etwa 50-60 % der Erwachsenen sind Antikörper nachweisbar. Frauen neigen besonders zu bleibenden Gelenkveränderungen. Die Infektiosität ist wie bei allen Viruserkrankungen ganz zu Beginn der Erkrankung hoch, am höchsten sogar vor Beginn der ersten Symptome. Wenn die Diagnose Ringelröteln gestellt ist und das Vollbild zu sehen ist, besteht allenfalls eine nur noch sehr geringe Infektiosität. Hier gibt es immer wieder Unstimmigkeiten, wann das Kind wieder den Kindergarten bzw die Schule besuchen darf.
Unangenehm kann diese eigentlich harmlose Erkrankung bei Menschen sein, die unter einer Bluterkrankung leiden. Es sind vor allem hämolytische Krisen (=Zerstörung von roten Blutkörperchen) zu befürchten. Auch in der Frühschwangerschaft kann es zu unangenehmen Komplikationen kommen: Das Auftreten eines fetalen Hydrops (Wassereinlagerung durch erhöhten Blutzerfall) ist zu befürchten. Auch zu einem Abort (= Fruchtabgang) kann es kommen. Therapeutisch ist bei Auftreten eines hydrops fetalis eine fetale Bluttransfusion lebensrettend. Eine Ansteckung von Schwangeren erfolgt in der Regel dann nicht mehr, wenn bei einer erkrankten Person bereits der Ausschlag aufgetreten ist, denn nur während der Inkubationszeit sind die Infizierten auch ansteckend.

(zit. aus der Zeitschrift "pais", April 1989)

aus derselben Zeitschrift wird von amerikanischen Autoren die mögliche Schädigung des Embryos bei möglicher Infektion der Schwangeren diskutiert und Richtlinien harausgegeben:

Infektion von Schwangeren:
Die Infektion einer Schwangeren mit dem B 19Virus kann (mit und ohne Ausschlag) die Frucht schädigen. Hydrops (Wassereinlagerung) und Tod können die Folge sein. Anscheinend verursacht das Virus eine fetale Anämie ( =Blutarmut), die zu einem Herzfehler und zum Tod führen kann. Infektionen von Schwangeren sind besonders gefährlich in der ersten Hälfte der Gravidität: Der fetale Tod und ein Spontanabort laufen dann zumeist innerhalb von 4-6 Wochen nach der Infektion ab. Ein Fall wurde beschrieben, bei dem eine Infektion im 3. Trimester zur Geburt eines anämischen Neugeborenen führte. Bisher ist noch kein spezielles Missbildungssyndrom nach einer Parvovirus- Infektion beschrieben worden. Es scheint somit so zu sein, dass eine Infektion während der Frühschwangerschaft zum Tod des Embryos führen kann, dass aber später danach teratogene (= missbildende) Wirkungen fehlen oder zumindest selten sind.
Risiken für den Feten
Die für das Gesundheitswesen entscheidende Frage dürfte also lauten: Wie oft kommt es nach der Exposition einer Schwangeren gegenüber B 19 zum Verlust des Kindes? Unter Wertung einer Reihe von bisher schon vorliegenden Untersuchungen kommen die Autoren zu folgender Berechnung: Für den Fetus einer Frau mit unbekanntem serologischen Status, die in der Familie während der ersten 20 Wochen der Schwangerschaft exponiert ist, dürfte das Risiko bei 1-2% liegen. Das Risiko hinsichtlich Tod des Fetus einer Frau, die gelegentlich exponiert wurde, also wesentlich weniger gefährdet war, dürfte gewöhnlich sehr viel geringer sein als 1%. Was das Risiko nach 20 Wochen der Schwangerschaft anbetrifft, so sind bisher noch keine greifbaren Daten vorhanden, die eine einigermaßen seriöse Aussage erlaubten.
Empfehlungen
Die Empfehlungen, die von der Kommission gegeben werden (und en detail in der Publikation näher ausgeführt werden) betreffen folgende Punkte:
  • Kinder mit einem erythema infectiosum. bedürfen in der Klinik keiner Isolierung. Sie dürfen auch Schule und Kindereinrichtungen besuchen, da sie sehr wahrscheinlich nicht mehr infektiös sind, wenn der Ausschlag erschienen ist.
  • Hospitalisierte (im Krankenhaus liegende) Kinder mit einer aplastischen Krise oder Patienten mit einer chronischen aplastischen Anämie unter Immunsuppression (z.B. Zytostatikabehandlung) bedürfen der strengen Isolierung mit allen daraus folgenden Maßnahmen der Isolierpflege.
  • Schwangere, die angeben, dass sie in Kontakt mit Kindern waren - solchen in der Inkubationsphase eines erythema infectiosum oder solchen mit einer aplastischen Krise - sollten beruhigt werden; denn das Risiko für sie dürfte sehr klein sein. Besteht die Möglichkeit zu serologischen Untersuchungen, so sollten ihnen diese angeboten werden.
  • Da das Virus außerordentlich weit verbreitet ist und demzufolge das Risiko einer Exposition überall besteht, sollten Schwangere keineswegs routinemäßig von ihrem Arbeitsplatz ferngehalten werden, wenn dort Ringelröteln auftreten oder aufgetreten sind Dass Schwangere in der Klinik nicht zur Pflege von Patienten mit aplastischer (= fehlende Blutzellerneuerung im Knochenmark) Krise eingesetzt werden dürfen, ist selbstverständlich. In den letzten beiden Empfehlungen wird auf die immer notwendige Klinikhygiene und auf die besondere Rolle des Pädiaters als Konsultant hingewiesen.

American Academy of Pediatrics, Commitee on Infectious Diseases: Parvovirus, erythema infectiosum, and Pregnancy. Pediatrics 85 (1990),131-133
siehe auch epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch- Institutes
Artikel drucken
Copyright © 2002-2024 Dr. med. Thomas Rautenstrauch - Alle Rechte vorbehalten
Soweit nicht anders vermerkt, liegt das Copyright für die auf dieser WebSite verwendeten Texte, Bilder und Fotos ausschließlich bei den Seitenbetreibern!